Nachstehend ein interessanter Erfahrungsbericht von unserem Forumsfreund "perazzihans"
"Warum ist in Deutschland die Akzeptanz von Schießlehren gegenüber nicht so groß wie z.B. in GB. Hier in Deutschland hört man lieber auf den wild schwatzenden Puller, selbstdarstellenden Schießstand Weltmeister, heimischen Lokalmatador, Hegeringsenioren oder, oder, oder, aber die wenigsten gehen mal zu einem Schießlehrer der vielleicht sogar in GB ausgebildet wurde ( gibt es tatsächlich in Deutschland ). Oder gehen die meisten auf den Schießstand nach dem Motto "Learning by Doing" irgendwie werde ich die Tauben schon treffen.
Wie sind eure Erfahrungen / Eindrücke ? "
Ich weiß es auch nicht
Ich versuch's mal und gebe zum Teil eigene gemachte Erfahrungen preis.
Weil es in Deutschland einfach zu wenig gute Schießlehrer gibt? Und weil der Einstieg zum Schießen meist über einen Bekannten oder Freund geschieht. Und dann ist es schon passiert. Man wird nur so überschüttet mit gut gemeinten Ratschlägen, daß man gar nicht mehr auf die Idee kommt, man bräuchte noch einen Schießlehrer. Komisch eigentlich, oder? Eine Techniksportart wie Wurfscheibenschießen ist meines Erachtens genauso komplex im Ablauf wie Tennis oder Golf. Hier ist es aber selbstverständlich, daß man Trainerstunden nimmt. Vielleicht liegt es aber auch am Angebot. Selbst bei uns auf dem Land komme ich eher an einen Golf-oder Tennislehrer ran, als an einen Schießlehrer. Viele sog. Schießlehrer sind dann auch noch an Jagdschulen gebunden. Nach dem Motto:"Wer will gleich noch einen Jagdschein machen oder eine Jagdreise buchen?" Vielleicht liegt es aber einfach an der mangelnden Nachfrage. Wer kann schon von dem Beruf Schießlehrer alleine, welche nicht einmal eine geschützte Berufsbezeichnung ist, im Vollerwerb leben. Ohne Verbindung zu einer Büchsenmacherei/Waffengeschäft/Schießstand usw. geht`s meist wohl nicht. Deutschland ist eben ein anderer Markt als Great Britain. Wurfscheibenschießen ist bei uns halt kein Breitensport.
Hinzu kommt noch, daß man wenn man nicht total talentfrei ist, als Anfänger schnell mal ein paar Tauben trifft und meint, daß es so weiter geht. Ich erlebe es gerade wieder bei zwei Neumitgliedern bei uns im Verein. Trotz meines aus eigener Erfahrung, es am Anfang nicht so gemacht zu haben, gut gemeinten Rates, sich einen Trainer zu suchen , tun sie es nicht. Schade! Aber ich kann sie nicht zu ihrem Glück zwingen. Sie müßten aber auch hunderte von Kilometern fahren, um einen guten Trainer zu treffen.
Zu Beginn meiner nun fünften Schießsaison habe ich heuer zu Jahresbeginn für mich eine Entscheidung getroffen und zu mir gesagt: "Du hast soviel in diesen Sport investiert und hast soviel Freude daran, aber Du kannst so nicht weiterschießen. Ich will technisch sauber schießen lernen." Also auf "reset" gedrückt und im März mit einem Trainer in Urlaub gefahren. Dort haben wir binnen einer Woche alle meine "Baustellen" ausgemacht und versucht diese abzustellen. Auch wenn es am Anfang nicht gerade lustig war, hat es sich gelohnt. Man muß dazu bereit sein und dies auch wollen. Man muß auch bereit sein, nicht mehr auf Ergebnis zu schießen. Ohne Rücksicht auf Gewohntes wurden Fußstellung, Anschlag und vor allem Schwungtechnik umgestellt. Dies ging nach der Winterpause sogar leichter als gedacht, weil die Muskulatur einiges an Bewegungsmustern- und abläufen vergessen hat. Und nach jedem Trainingstag durfte ich am Nachbarstand Jagdparcours schießen. Dazu war ich selbst nach zehn Serien nie zu müde, weil es einfach Riesenspaß machte und ich viel dabei gelernt habe.
Jetzt erfahre ich, daß wenn ich das Gelernte konsequent umsetze auch die Trefferquote steigt. Erst wenn man technisch sauber schießt, merkt man seine Fehler und kann diese bei einem Einbruch in der Serie wieder abstellen. Vorher war die Serie futsch, jetzt kann ich noch einen 20er retten. Vor der Umstellung schoß ich einen 15er Schnitt mit schweren Ausreissern nach unten, jetzt einen soliden 18er Schnitt ohne Einbrüche und manchmal mit ner 2 davor.
Wenn ich heute nochmal zum Schießen anfangen würde, dann würde ich dies nur noch mit einem Trainer tun. Es spart einem eine Menge Zeit und Geld. Gut jetzt bin ich eben gescheiter. Leider habe ich auch sehr spät damit angefangen, sowohl mit dem Schießsport als auch mit dem gescheiter werden.
Ich würde aber einen Trainer wählen, der mir nicht ständig was verkaufen will. Das schränkt die Wahl wieder ein.
Außerdem werde ich parallel zur Spezialdisziplin olympisch Trap immer wieder auf einen Parcoursstand gehen. Weil ich heute weiß, daß Parcours nicht primär etwas mit Jagd zu tun hat. Es würde mich mit meinem jetzigen Wissen nicht daran hindern, zuerst auf einem Jagdparcoursstand zu lernen, wie man eine Taube annimmt, ihre Flugbahn berechnet, um dann auf den "point of break" zu kommen, visuell mental sowie physikalisch. All dies werde ich auf einem Parcoursstand üben.Verständnis und Schießgefühl erlernst Du viel leichter und schneller im Jagdparcours. Du bekommst quasi nebenbei das Gefühl, wann Du auf der Taube drauf bist.
So das sind die Ausführungen und Erfahrungen eines Anfängers, als den ich mich immer noch sehe, der aber diesen Sport noch nie so intensiv erlebt hat wie in diesem Jahr.
Jetzt können die "Alten" loslegen, was sie ja z.T. schon gemacht haben.